Frau Kaur – „Wirtschaft Integriert“

Frau Navdeep Kaur  

1 Kind (*2014)
alleinerziehend
aus Indien
seit 2013 in Deutschland


 


Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Ich bin in Indien geboren und habe dort die Grundschule besucht. Als ich 12 Jahre alt war, ist meine Familie mit mir nach Italien ausgewandert. Dort habe ich eine 3-jährige Ausbildung zur Verkäuferin und eine 4-jährige Ausbildung im kaufmännischen Bereich abgeschlossen. Im Jahr 2013 bin ich zusammen mit meinem damaligen Freund nach Deutschland gegangen. 2014 ist meine Tochter auf die Welt gekommen. In der gleichen Zeit habe ich mich von meinem Freund getrennt und so wurde ich zur alleinerziehenden Mutter. Als meine Tochter drei Jahre alt wurde und einen Kindergartenplatz bekommen hat, habe ich Sprachkurse besucht und Sprachzertifikate erworben.

Wie war Ihre Ausgangssituation bevor Sie zu BAFF gekommen sind?
Ich war oft verzweifelt, weil ich nicht wusste, was ich machen sollte und welche beruflichen Chancen ich in Deutschland habe. Ich war alleinerziehend, hatte keine Berufserfahrung und schlechte Deutschkenntnisse. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass ich keine (gute) Arbeit finden würde. Von der Arbeitsagentur wurden mir zunächst Reinigungsarbeiten vorgeschlagen, die ich nicht unbedingt annehmen wollte. Ich habe gehofft, dass ich etwas in meinem gelernten Beruf aus Italien bekommen würde.
Meine Fallmanagerin vom Jobcenter hat mir angeboten, dass ich mich an die BAFF-Frauen-Kooperation wenden könnte und mir die Kontaktdaten gegeben. Und so bin ich zu BAFF gekommen.

Welche Angebote haben Sie bei BAFF genutzt?
Bei der BAFF-Frauen-Kooperation habe ich an zwei Projekten teilgenommen: zuerst an „Coaching für Frauen“, danach an „Wirtschaft integriert“. Bei BAFF habe ich mich gut aufgehoben gefühlt und wurde immer wieder motiviert, nicht aufzugeben und nach neuen beruflichen Wegen zu suchen. Hier habe ich auch Unterstützung bei der Schulbetreuung für meine Tochter bekommen. Ich hatte damals überhaupt keine Ahnung, wie die Schulkinderbetreuung funktioniert.
Als ich zu „Wirtschaft integriert“ kam, war ich bereit, eine neue Ausbildung zu machen, obwohl im Jahr 2019 meine 4-jährige Ausbildung aus Italien mit dem deutschen Beruf „Kauffrau für Büromanagement“ teilweise gleichgestellt wurde. Für die volle Anerkennung hat mir die Berufserfahrung (10 Monate in Vollzeit) gefehlt.
Im Rahmen des Projekts habe ich die Chancen auf eine Ausbildung als Kauffrau für Büromanagement in einem kleinen Familienunternehmen bekommen. Nach einem 3-wöchigen Praktikum hat mir die Firma eine Einstellung, statt einer Ausbildung angeboten. Ich habe mich sehr gefreut und habe das Angebot gern angenommen, denn auf diese Weise kann meine italienische Ausbildung nach einem Jahr vollständig anerkannt werden und ich muss nicht von vorne beginnen. Ich habe gleich einen unbefristeten Vertrag mit 30 Stunden in der Woche bekommen.

Was hat sich für Sie verändert seit Sie bei BAFF sind?
Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit und mit meinen Arbeitgebern. Sie sind sehr verständnisvoll, vor allem, wenn es um meine Tochter geht. Falls ich einen Termin wegen meiner Tochter habe, haben sie nichts dagegen, dass ich früher oder später zur Arbeit komme. Ich habe das Gefühl, dass sie auch mit meiner Arbeit zufrieden sind und bin mir fast sicher, dass sie mich nach der 6-monatigen Probezeit, (die bald endet), behalten werden.
Meine Tochter wird in der Schulbetreuung gut versorgt. Auch während des Lockdowns konnte meine Tochter bis zum späten Nachmittag in der Schule bleiben, was für mich sehr beruhigend war. So konnte ich mich gut auf die Arbeit konzentrieren.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich hoffe natürlich, dass nach ca. einem Jahr Arbeit meine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement vollständig anerkannt wird. Ich wünsche mir, dass ich nicht aufgebe und immer mein Bestes geben werde (beruflich und mit meiner Familie). Ich wünsche mir auch, dass ich als Alleinerziehende meine Tochter gut erziehen werde und ihr einiges bieten kann.

Frau Navdeep Kaur nahm an dem Projekt „Wirtschaft integriert“ teil. Das Projekt wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, des Landes Hessen, der Agenturen für Arbeit sowie der Jobcenter mit Unterstützung der Bildungseinrichtungen des Handwerks.

Stand: Juni 2021