Frau Shadia H.- „Brückenqualifizierung“


Frau Shadia H.

Verheiratet, 2 Kinder
Aus Syrien
Seit Oktober 2015 in Deutschland
Bei BAFF vom 01.2022 bis 07.2024

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
In meinem Heimatland Syrien habe ich 10 Jahre die Schule besucht und meinen Hauptschulabschluss absolviert. Danach habe ich den Beruf der Schneiderin gelernt und auch in diesem Beruf gearbeitet.

Wie war Ihre Ausgangssituation bevor Sie zu BAFF gekommen sind?
Von 2013 – 2015 war ich auf der Flucht. Darüber rede ich aber nicht gerne. Ich verbinde damit viele schreckliche und schmerzhafte Erlebnisse. Nur so viel, ich habe auch während der Flucht gute 2 Jahre als Schneiderin in der Türkei gearbeitet.
2015 wurde ich wieder schwanger und nach einem halben Jahr in Deutschland konnte ich zusammen mit meinem Mann und meinem damals 3jährigem Sohn eine Wohnung in Darmstadt beziehen. Mein Mann hat dann einen Deutschkurs besucht und eine Arbeit als Elektriker gefunden.
Nach meiner Elternzeit, das war 2020, habe ich einen B 1 Sprachkurs erfolgreich absolviert und gleich im Anschluss mein B 2 Sprachzertifikat erlangt
Anfang 2022 habe ich mir Unterstützung bei der Baff- Frauenkooperation geholt.

Welche Angebote haben Sie bei BAFF genutzt?
Ich habe an dem Projekt „Brückenqualifizierung und Coaching für Darmstädter Frauen“ teilgenommen.
Mein Wunsch war es, mit Kindern arbeiten zu wollen
Um meinen beruflichen Wunsch zu festigen, erhielt ich zunächst die Möglichkeit, ein14 tägiges Praktikum in der Krippe der „Baffies“ zu absolvieren. Ich fühlte mich in meinem Entschluss bestätigt.
Da ich jedoch nur über einen anerkannten Hauptschulabschluss verfügte, konnte ich nicht mit der Ausbildung zur Erzieherin beginnen. Ich hatte mich bereits selbst um die Anerkennung meines Schulabschlusses gekümmert. Ich wusste nicht, dass die Kosten dafür auch vom Jobcenter übernommen werden. Zu diesem Zeitpunkt erhielten wir noch aufstockende Leistungen vom Jobcenter.
Die Mitarbeiterin von Baff zeigte mir einen alternativen Weg auf. Ein anderer Bildungsträger in Frankfurt bot die Vorbereitung zur externen Prüfung für die Kinderpflegerin, die der Ausbildung zur Sozialassistentin entspricht, innerhalb von 2 Jahren an. Dafür musste ich bei dem Träger vorsprechen. Ich war sehr aufgeregt und die Mitarbeiterin von Baff begleitete mich und gab mir etwas Sicherheit.
Für die Teilnahme an der Maßnahme benötigte ich einen Bildungsgutschein durch das Jobcenter. Ich hatte Angst, dass es nicht klappen könnte. Baff hat mich dabei wieder sehr unterstützt. Auch das ausbildungsbegleitende Praktikum im ersten Jahr der Ausbildung konnte ich bei den „Baffies“ fortführen.
Im September 2022 habe ich dann mit der Ausbildung begonnen. Es war sehr hart. Ich musste 2x/Woche nach Frankfurt fahren, d.h. ich habe ganz früh das Haus verlassen und kam erst am Abend wieder. Mein Mann hat in der Zeit der Ausbildung seine Arbeitszeit reduziert, um mich mit den Kindern zu unterstützen. Ich habe außerdem jeden Tag gelernt. Ich wollte unbedingt die Ausbildung schaffen. Ich hatte in dieser Zeit immer ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Kindern. Sie haben mich aber verstanden und fanden es toll, dass ich eine Ausbildung mache. Sie haben trotzdem sehr gute Noten in der Schule, obwohl ich so wenig Zeit für sie hatte. Sie sind sehr selbständig geworden.
6 Monate vor der Prüfung habe ich über Baff eine Lernpatin bekommen. Auch das hat mir sehr geholfen. Im Juni 2024 habe ich dann meine Prüfung bestanden. Zur Belohnung sind wir als Familie nach Italien vereist. Das war toll! Und jetzt arbeite ich wieder bei den „Baffies“, allerdings als gelernte Kinderpflegerin. Das ist ein tolles Gefühl.

Was hat sich für Sie verändert seit Sie bei BAFF sind?
BAFF gibt mir Sicherheit. Ich weiß, ich bekomme dort Hilfe, wenn ich sie brauche.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Zunächst einmal, dass ich alles mit meiner Familie schaffe. Gerne hätte ich auch eine größere Wohnung, damit meine beiden Kinder ein eigenes Zimmer haben können.
Beruflich möchte ich sehr gerne noch die Ausbildung zur Erzieherin machen. Leider fehlt mir dafür der Realschulabschluss. Sprachlich sehe ich mittlerweile keine Probleme mehr. Momentan lerne ich noch Englisch, damit ich mit allen Eltern gut kommunizieren kann, denn es gibt immer wieder Eltern, die noch nicht ausreichend Deutsch sprechen können, denen möchte ich helfen.

Frau Shadia H. nahm an dem Projekt “Brückenqualifizierung und Coaching für Darmstädter Frauen“ teil.
Das Projekt „Brückenqualifizierung“ wird gefördert durch das Jobcenter Darmstadt und kofinanziert durch die Wissenschaftsstadt Darmstadt über das Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget des Landes Hessen.