Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Ich bin an der Elfenbeinküste geboren und habe 9 Jahre die Schule besucht, allerdings habe ich die Schule ohne Abschluss verlassen. Nach meiner Schulzeit habe ich zunächst eine Krankenpflegehelferin Ausbildung absolviert. Im Anschluss daran habe ich 3 Jahre in einer Zahnarztpraxis als Helferin ohne Ausbildung (ZMFA) gearbeitet.
Wie war Ihre Ausgangssituation bevor Sie zu BAFF gekommen sind?
2017 bin ich zusammen mit meinem Mann nach Deutschland gekommen. Ich habe zunächst das B1 Sprachzertifikat erlangt und habe als Haushaltshelferin gearbeitet. Bei diesem Arbeitgeber hatte ich viel Unrecht erfahren, so dass ich meine Arbeitsstelle im Einverständnis mit dem Jobcenter gekündigt habe. Mein Mann und ich waren zu dieser Zeit noch auf Leistungen vom Jobcenter angewiesen. Ich war ziemlich frustriert und sah auf keine tolle Zukunft. Dann erfuhr ich im März 2021von Baff und ließ mich dort beraten
Welche Angebote haben Sie bei BAFF genutzt?
Ich nahm zunächst an dem 6-monatigen Projekt „Brückenqualifizierung und Coaching für Darmstädter Frauen“ teil. Parallel besuchte ich einen B 2 Sprachkurs und bestand auch die B 2 Sprachprüfung.
Nachdem ich mit der Unterstützung der Mitarbeiterinnen von BAFF einen Ausbildungsplatz als Zahnmedizinische Fachangestellte gefunden hatte, wechselte ich in das Projekt „Sozialwirtschaft Integriert“ und wurde während meiner Ausbildungszeit begleitet. Ich konnte mich jederzeit an die Mitarbeiterin wenden, um jegliche Fragen zu klären oder Probleme zu lösen. Sie unterstützte mich bei der Kitaplatzsuche. Durch den Hinweis von BAFF hat mein Arbeitgeber bei der Agentur für Arbeit einen Antrag auf Förderung meiner Ausbildung gestellt. So habe ich mehr als das normale Ausbildungsgehalt bekommen, ich hatte eine finanzielle Unterstützung für eine zusätzliche Kinderbetreuung und konnte dadurch die Ausbildung in Vollzeit absolvieren.
Was hat sich für Sie verändert seit Sie bei BAFF sind?
„Sehr, sehr viel. Bevor ich zu BAFF kam, war ich ein Nichts.“
Ich wusste nicht, dass ich in Deutschland eine Ausbildung machen kann. Ich hatte ja keinen Schulabschluss.
Erst die Mitarbeiterinnen von BAFF ermutigten mich, es dennoch zu probieren. Sie haben an mich geglaubt.
Erst einmal habe ich an die Ausbildung zur Köchin gedacht. Das ließ sich aber aufgrund der Arbeitszeiten nicht mit der Betreuung meiner kleinen Kinder vereinbaren. Dann entwickelte ich den Wunsch, im medizinischen Bereich eine Ausbildung absolvieren zu wollen. Ich bewarb mich bei einer orthopädischen Praxis. Der Kontakt wurde über BAFF hergestellt. Leider erhielt ich nach dem Vorstellungsgespräch eine Absage. Ich war ziemlich frustriert. Die Mitarbeiterinnen von Baff bauten mich wieder auf und wir hatten gemeinsam die Idee, an meine Vorkenntnisse anzuknüpfen. So bewarb ich mich bei mehreren Zahnarztpraxen. Ein sehr netter Zahnarzt, mein jetziger Arbeitgeber, gab mir die Chance, in seiner Praxis mit der Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten zu beginnen. Auch er glaubte an mich. Im August 2022 begann ich mit der Ausbildung in Vollzeit.
Das war eine sehr harte Zeit für mich und meine Familie.
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich das geschafft habe. Oftmals musste ich noch nach meiner Arbeitszeit lernen und wenn ich nach Hause kam, schliefen meine Kinder schon. Ohne meinen Ehemann und dem zusätzlichen Babysitter, hätte ich das nicht geschafft.
Am Wochenende war ich oftmals noch in der Universitätsbibliothek oder auch in der Praxis und habe gelernt. Oft habe ich einen Anruf bekommen und meine Kinder fragten „Mama, wann kommst du?“
Für die Prüfung konnte ich mich nur wenig vorbereiten. Es gab zu dieser Zeit mehrere Vorkommnisse mit meinen Kindern, ich musste mich darum kümmern.
Ich hatte Glück, Gott hatte mich gehört, denn der Fall, auf den ich mich vorbereitet hatte, kam in der Prüfung dran.
Jetzt habe ich nach nur 2 Jahren, ich habe meine Ausbildungszeit verkürzt, meine Prüfung bestanden und wurde von meinem Arbeitgeber mit einem Vollzeitarbeitsvertrag, ich arbeite täglich von 8.30 – 18 Uhr, übernommen. Mein Mann arbeitet meistens in der Nacht, so dass wir uns die Familienaufgaben teilen können.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Eigentlich ist alles gut.
Wir benötigen kein Geld mehr vom Jobcenter.
Beide, mein Mann und ich, haben eine Arbeit, die Kinder sind gesund und ich habe sogar noch während meiner Ausbildung meinen Führerschein gemacht.
Wenn ich noch einen allerletzten Wunsch habe, dann ist es der, eine größere Wohnung zu finden. Momentan wohnen wir zu fünft in einer 3 Zimmer Wohnung. Die Kinder werden älter und benötigen dringend mehr Platz bzw. ihr eigenes Zimmer.
Jetzt haben wir erst einmal im Sommer 2024 alle zusammen Urlaub gemacht. Das war toll. Den hatten wir die ganze Zeit nicht.
Frau Marie-France Gozo nahm an dem Projekt “Brückenqualifizierung und Coaching für Darmstädter Frauen“ sowie am Projekt „Sozialwirtschaft Integriert“ teil.
Das Projekt „Brückenqualifizierung“ wird gefördert durch das Jobcenter Darmstadt und kofinanziert durch die Wissenschaftsstadt Darmstadt über das Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget des Landes Hessen. Das Projekt „Sozialwirtschaft Integriert“ ist ein Kooperationsprojekt der Wissenschaftsstadt Darmstadt und des Landkreises Darmstadt-Dieburg und wird aus Mitteln des Ausbildungs- und Qualifizierungsbudgets des Landes Hessen gefördert.